Ausstellung „Die möblierte Landschaft“ mit Arbeiten von Christina Pohl 6. Juni bis 13. Juli 2025 - Vernissage am Freitag, den 6. Juni 2024 um 19.30 Uhr in der Fabrik.Galerie für gegenwärtige Kunst der Alten Kachelofenfabrik Neustrelitz
„Die möblierte Landschaft“ – Gemalte Orte der Ruhe und Ironie
Die Ausstellung „Die möblierte Landschaft“ zeigt die Werke von Christina Pohl als glückselige Kunst-Orte. In ihren farbintensiven Gemälden entstehen weite, atmosphärische Landschaften. Dort werden vereinzelt Bäume, Häuser, Gartenzäune, Blumen, Bahnschienen gekonnt ins Bild gesetzt oder launige Wolkengebilde ziehen mit spielerischer Leichtigkeit durchs Bild – und vermitteln auf den ersten Blick eine große Ruhe und Harmonie.
Christina Pohl entscheidet sich in ihren mit Öl gemalten Landschaften bewusst für eine reduzierte Bildsprache. Das „Mobiliar“ ihrer Kompositionen bleibt spärlich – und gerade dadurch entsteht viel Raum für Farbe und Fläche. Es ist eine gestalterische Entscheidung, die der Bildruhe den Vorrang gibt. Eine Ruhe, die im Kontrast zum realen Alltag steht, der uns mit Bilderfluten und einer Gleichzeitigkeit von Informationen oft überfordert.
Gleichzeitig ist diese Reduktion nicht nur Ausdruck von Sehnsucht, sondern auch ein subtiles Mittel der Kritik. Denn Christina Pohl kommentiert mit leiser Ironie die Idee der „gemachten“ Landschaft – also jene durch Menschenhand gezähmte Natur: akkurat gestutzte Hecken, geometrisch platzierte Baumreihen oder makellos gemähte Rasenflächen, auf denen kein Halm aus der Reihe tanzt.
Die gebürtige Berlinerin, die heute in der Uckermark lebt, setzt in diese kontrollierte Landschaftsgestaltung ihrer Ölgemälde und Drucke oft auch ein ornamentales Gegenbild entgegen: Hier erscheint die Natur üppig und wild zurückzukehren – als dichtes Geflecht aus Blättern und Blüten, das sich etwa auf Tischdecken oder Möbelbezügen wiederfindet.
So schafft Christina Pohl in ihren Werken Orte der Stille, aber auch der Reflexion – poetisch, witzig und kritisch zugleich.
Die Ausstellung wird am Freitag, den 6. Juni um 19.30 Uhr mit einem Gespräch mit der Künstlerin eröffnet und lockt die Besucher noch bis zum 13. Juli in die Galerie für gegenwärtige Kunst in der Alten Kachelofenfabrik Neustrelitz.
Text: Marieken Matschenz

anschliessend 18.7. bis 31.8.2025
Ausstellungseröffnung „NADELarbeit- zwischen Nadel und Faden“ mit Arbeiten von Rita Zepf am Freitag, den 18. Juli 2025 um 19.30 Uhr in der Fabrik.Galerie für gegenwärtige Kunst der Alten Kachelofenfabrik Neustrelitz
Leise, fast unscheinbar, wie die weißen Punkte im Bettbezugstoff des Bildes „wandeln – gemeinsam“, steigen Erinnerungen auf. Der Begriff „Nadelarbeit“ ruft Bilder wach: Mädchen, die einst in der Schule lernen mussten, wie man sauber näht und stickt. Jede Stichart wurde benotet. Jeder Stich ein Prüfstein für Geduld, Genauigkeit und Können. Später saß oft die Person mit an festlich gedeckten Tischen – zu Geburtstagen, Feiern, an Sonntagen, die mit Faden, Zeit und Sorgfalt die Deckchen schuf, die unter Torten, Vasen oder Kerzen lagen. Diese Werke waren sichtbare und kunstvolle Zeichen von Handarbeit – gestickte Zärtlichkeit, handgenähte Erinnerung.Zwischen Nadel und Faden liegen ganz selbstverständlich durch die Jahrhunderte verbundene Generationen. Liebe, Hingabe und leise Geschichten weben sich in textile Stücke ein.
Die Berliner Künstlerin Rita Zepf knüpft mit spielerischer Leichtigkeit an dieses Wissen an. In ihren textilen Kunstwerken verwebt sie Stoff, Faden und Erinnerung. Ihre Bilder konzentrieren sich auf das Zwischenmenschliche. Der Raum um die Figuren bleibt blass – wie unsere Erinnerungen. Nur feine Fadenlinien deuten ihn an. Die Menschen aber, die Kinder und Erwachsenen, leuchten auf. Stoff bringt ihnen Farbe und Form. Volumen entsteht durch abgestepptes Material, durch Ausbleichungen, das wie Sonnenlicht – scheinbar zufällig – sich auf ihre Körper legt. Die Fäden, mit denen Zepf näht, hängen oft lose herab. Sie verbinden sich mit anderen. Sie sind wie unsichtbare Bande – Erinnerungen an gemeinsame Zeiten, geteilte Krisen, freudige Momente des kleinen Glücks. Liebe, die durch Stoff tastbar wird. Rita Zepf näht Erinnerungsbilder. Sie nutzt Stoffe, die selbst Geschichte tragen: alte Bettlaken, Tischdecken, Stoffreste. Wir als Betrachtende knüpfen an. Ihre Kunst berührt nicht nur das Auge, sondern auch das Geflecht unserer synaptischen Verbindungen. Plötzlich tauchen eigene Szenen auf – Menschen, Räume, Momente.
Diese Kunst erzählt nicht nur, sie fragt auch: Wer sind wir? Was verbindet uns? Vielleicht sind es genau diese Fäden – dünn oder dick, glänzend oder matt – die uns zu dem machen, was wir sind: Menschen, miteinander verbunden im Gewebe der Zeit….
Die Ausstellung „NADELarbeit – zwischen Nadel und Faden“ wird am Freitag, den 18. Juli um 19:30 Uhr mit einem Künstler*innengespräch eröffnet. Sie ist bis zum 31. August in der Galerie für gegenwärtige Kunst in der Alten Kachelofenfabrik Neustrelitz zu sehen.
Text: Marieken Matschenz