Pressemitteilung zu den aktuellen Schließungen der Kinos

P r e s s e m i t t e i l u n g zu den aktuellen Schließungen im Bereich der Kinos und Theater


Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte sind die Kinos und Theater von einem auf den nächsten Tag geschlossen worden. In der entsprechenden Pressemitteilung des Landkreises MSE vom 1. 12. 21 werden diese kulturellen Einrichtungen in einem Atemzug mit "Fitnessstudios, Freizeitparks, Zoos oder Prostitution" genannt. Es ist bekannt - und zahlreiche Studien haben es in der Vergangenheit belegt -, dass Kinos und Theater sichere Orte sind.  Im Kino sitzen die Menschen auf Abstand, kommunizieren nicht, schauen in eine Richtung zur Leinwand oder zur Bühne. Die Hygienemaßnahmen, große Abstände zwischen den Sitzplätzen sowie gute Durchlüftung der Säle sind inkl. der Nachverfolgung der Gäste optimal. Daher sind die Schließungen komplett unverständlich und kratzen erheblich an der Motivation hinsichtlich unseres kulturellen Engagements. Umfangreiche Vorbereitungen für die Veranstaltungen werden buchstäblich über Nacht zunichte gemacht: Das ist frustrierend, kostspielig und mißachtet die kulturellen Bedürfnisse unserer Gäste. Kultur ist ein Lebensmittel - gerade auch in der jetzigen bedrohlichen Situation!
Dr. Christian Bräuer, der Vorsitzende der bundesweiten "AG KINO - Gilde Deutscher Filmkunsttheater" (in der wir Mitglied sind), hat jüngst erklärt: "Nach fast zwei Jahren Erfahrungen mit der Pandemie braucht und verdient die Kultur eine differenzierte Betrachtung, die das tatsächliche Gefährdungspotenzial berücksichtigt. In der akutellen Situation müssen Maßnahmen dort ergriffen werden, wo sie etwas bewirken. Was wir brauchen, ist Planbarkeit, Verlässlichkeit sowie ein klares kulturpolitisches Aufbruchssignal." Die derzeitigen Maßnahmen sind das genaue Gegenteil: Es findet keine Differenzierung statt - weder in Bezug auf die räumliche Situation der Aufführungsorte, noch auf den gesellschaftlichen Stellenwert der Film- und Theaterkunst - und ist damit Ausdruck einer tiefgreifenden Gedankenlosigkeit und Ignoranz gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern und anderer Kulturschaffenden.
Im September d. J. hatte der Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Dr. Geue (inzwischen Finanzminister) bei der Verleihung der Kinokulturpreise in Schwerin im Kino Capitol gesagt: "Wir stehen an der Seite der Kinos. Wir brauchen sie." Sinngemäß hatte sich auch Ministerpräsidentin Schwesig an gleicher Stelle geäußert und den kulturellen Stellenwert der Kinos - namentlich auf dem Lande - herausgehoben.
Bei der Verschärfung der Corona-Maßnahmen - zunächst auf 2G+ und nun beim Lockdown - zeigt sich, daß dies leere Worte sind. Wir vermissen eine differenzierte Betrachtungsweise, die die konkreten räumlichen Gegebenheiten berücksichtigt und gerade in der derzeit angespannten gesellschaftlichen Situation das mit bedenkt, was die noch amtierende Staatsministerin für die Kultur und die Medien, Monika Grütters,  z.B. Ende Oktober 2019 in Hannover anläßlich der Programmpreis-Verleihung an "Deutschlands beste Programmkinos" gesagt hat: "In einer Gesellschaft, in der der Ton immer rauer wird, tragen die Programmkinos zu Verständnis und Verständigung bei und stärken damit das Rückgrat unserer Demokratie. Ich bin überzeugt: Kinos werden mehr denn je als Orte des Austauschs und der Verständigung gebraucht - gerade dort, wo Kultureinrichtungen dünn gesät sind: in kleinen Städten, in ländlichen Regionen."
"Wenn diese Kulturorte nicht gefährdet werden sollen, müssen sie von den Entscheidungsträgern unserer Gesellschaft auch entsprechend behandelt werden, d. h. konkret: 3G wäre gut. Und wenn das - angesichts steigender Coronazahlen - nicht geht, dann bitte 2G. Die verschärfte Regelung 2G+ kommt einem Lockdown gleich", so Horst Conradt, Kinoleiter und Kulturbeauftragter in der Alten Kachelofenfabrik. Diese Position war auch die einhellige Meinung und konkrete Erfahrung von rund 150 Mitgliedern/KinobetreiberInnen der AG KINO-GILDE, die am letzten Dienstag zu einem bundesweiten Online-Treffen versammelt waren.


Martin Geyer, Geschäftsführer
Horst Conradt, Kinoleiter und KulturbeauftragterNeustrelitz, 3. 12. 2021

Kulturzentrum Alte Kachelofenfabrik
basiskulturfabrik gmbh

 

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